Nachhaltigkeit & Transformation

Schon 2011 beschrieb der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung für globale Umweltveränderungen (WBGU) den notwendigen Weg zu einer nachhaltigen Gesellschaft als Große Transformation. Dieser Begriff beschreibt einen grundlegenden Wandel von Gesellschaften und Wirtschaft auf globaler Ebene, an dem viele unterschiedliche Akteure (Stakeholder) mitwirken (müssen). Aufgrund ihrer enormen Komplexität beschrieb der WBGU die spezielle Herausforderung der Transformation auch als die „Gestaltung des Unplanbaren“.1 Die Gestaltung der Transformation ist eine eigenständige Tätigkeit, die eigene Kompetenzen und Rahmenbedingungen benötigt, um zu gelingen.

Zwei Dynamiken sind charakteristisch für fast alle Transformationsprozesse:

Erstens: Transformationsprozesse sind Aushandlungsprozesse.
Transformation findet statt, wenn unterschiedliche Stakeholder Nachhaltigkeitsbarrieren abbauen oder nachhaltigere Alternativen etablieren wollen und dabei dauerhaft Werte, Zielsetzungen, Handlungsmuster oder Institutionen ändern und neu gestalten. Individuelle Verhaltensänderungen oder vereinzelte nachhaltige Produkte erzielen diese Wirkungen meist nicht. Es geht um die Rahmenbedingungen.

Zweitens: Transformationsprozesse basieren auf Lernen und Innovation
Es gibt zahlreiche Ideen und Visionen einer nachhaltigen Gesellschaft und einer nachhaltigen Wirtschaft. In der Breite sind diese aber noch lange nicht realisiert. Ebenso existieren viele Ansätze und Instrumente zur Umsetzung von Nachhaltigkeit in Organisationen. Diese dürfen aber nicht einfach starr angewendet, sondern müssen immer wieder überprüft und nachgeschärft werden. Transformation beruht daher in den meisten Fällen auf technologischen und sozialen Innovationen, dem Ausprobieren und der gleichzeitigen Suche nach Fehlern, Wirkungen und Nebenfolgen. Kurz, es geht um systematisches Lernen. 

Wenn die Umsetzung von Nachhaltigkeit auf Prozessen der Aushandlung, des Lernens und der Innovation beruht, sind hierfür besondere Kompetenzen und Rahmenbedingungen nötig. Diese können durch Coaching, Supervision, und Organisationsentwicklung gestärkt und weiter entwickelt werden.

Transformative Kompetenzen
Die Beteiligten müssen nicht nur über nachhaltigkeitsrelevantes Fachwissen (z.B. über erneuerbare Energien oder Kreislaufwirtschaft) verfügen. Sie müssen auch in der Lage sein, ihre Perspektiven, Ziele und Werte mit anderen Personen(gruppen) zu verhandeln. Sie müssen Konflikte erkennen und klären, sowie Kompromisse finden können. Oft geht es darum, neue Begrifflichkeiten, Beziehungen und Praktiken mit anderen kooperativ zu gestalten.

Zudem müssen Menschen heute in der Lage sein, Wissen unterschiedlicher Herkunft abzuwägen und zu integrieren, ihr eigenes Fachwissen für andere verständlich machen, oder Verbindungen zwischen Problemen, Zielsetzungen und Umsetzungshandlungen herstellen und kritisch hinterfragen können. Zudem geht es darum, nach Wechsel- und Nebenwirkungen bestimmter Phänomene oder Strategien zu fragen. Regelmäßig müssen zudem neue Erkenntnisse und Daten bewertet werden. 

Transformationskulturen
Viele Nachhaltigkeitsprobleme haben strukturelle Ursachen (z.B. sogenannte Pfadabhängigkeiten oder Lock-in-Effekte). Gleichzeitig können in Organisationen oder Gruppen aber auch Bedingungen geschaffen werden, die Wandel begünstigen. Eine Organisation, die eine Kultur der Veränderungsfähigkeit entwickelt, verfügt z. B. über unterschiedliche Feedback-Mechanismen, bearbeitet Fehler eher als dass sie sie bestraft oder strebt nach Öffnung und Debatte, um Probleme zu identifizieren und zu bearbeiten sowie neue Perspektiven zu integrieren.  

Meine Vision ist die Etablierung und Stärkung von Kulturen der Veränderungsfähigkeit, die von kompetenten Personen und Organisationen getragen und weiterentwickelt werden. Das Ziel der Veränderungsfähigkeit ist eine nachhaltige Gesellschaft mit einer nachhaltigen Ökonomie. Auch wenn wir sicher auf lange Zeit mit der Gestaltung des Unplanbaren zu tun haben werden, ist aber sicher, dass dieses Ziel es Wert ist, mit aller Kraft verfolgt zu werden.

1 WBGU. (2011). Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation. Hauptgutachten. Berlin. Wissenschaftlicher Beirat für globale Umweltveränderungen (WBGU). https://www.wbgu.de/fileadmin/user_upload/wbgu/publikationen/hauptgutachten/hg2011/pdf/wbgu_jg2011.pdf

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